Speziell die unzimperliche Schilderung der Homosexualität war für den erklärten Aussenseiter Bachmann nicht nur Bekenntnis. Sie diente ihm als Instrument, um eine Differenz zur bürgerlichen Spiessigkeit (auch des eigenen Elternhauses) zu schaffen. Schon die Überschriften der drei Teile «Gilgamesch» (1966), «Die Parabel» (1978) und «Echnaton» (1982) signalisieren das weltumspannende mythische Bezugsfeld, in dem elementare Themen wie Liebe, Freundschaft, Leben und Tod verhandelt werden in einer sich ungebärdig, kraftvoll verschlingenden Sprache, die nicht zuletzt auch musikalischen Prinzipien gehorcht. Mit seinem grandiosen, unzüchtigen Theatrum mundi trachtete er «der Welt durch Verwandlung des Mythos eine Gegenwelt vorzuhalten und den Leser in Höllen zu führen». Auf diese Weise wollte er Zeit und Ewigkeit in Ehren und Erinnerung halten.
(Beat Mazenauer)
(Von den drei Teilen ist «Gilgamesch» als Taschenbuch erhältlich)
Übersetzung des Titels: Gilgamesch / Parabel / Echnaton
Lenos Verlag, Basel 1989
ISBN: 978-3-85787-107-8