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«On voit bien que du côté de chez Swann on n’a jamais souffert de la faim: on respectait la nourriture, maigre et chèrement acquise, du côté de chez Cherpillod.»
Der Waadtländer Gaston Cherpillod (1925-2012) hatte nach seinem Altphilologie-Studium zwei Gedichtbände verfasst, er hatte unterrichtet und seine Stelle wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und Gewalt gegen Polizisten fast und wegen seiner Zugehörigkeit zur kommunistischen Arbeiterpartei POP ganz verloren, er war seit zwölf Jahren verheiratet und Vater eines Sohnes, als er 1969 im Alter von vierundvierzig Jahren seine Autobiographie veröffentlichte, «Le Chêne brûlé». Ein armseliger Ort der Kindheit gibt dem Buch seinen Titel – vor allem aber ist der Autor selbst die verbrannte Eiche: von Entbehrungen, vom Lebenskampf und vom «Blitz» der Epilepsie gezeichnet, doch unerschütterlich in seinen Überzeugungen und leidenschaftlich in der Liebe wie im Hass. Der älteste Sohn eines Arbeiters und einer Dienstmagd war ein glänzender Schüler und durfte studieren – was ihn seiner Klasse entfremdete, wie er luzide feststellt, ohne ihn ins Kleinbürgertum aufsteigen zu lassen. Als Autor will er sich in die menschliche Gemeinschaft zurückschreiben, aber auch seine Prosa lässt sich nicht einordnen: sie zehrt von der Gelehrsamkeit ebenso wie von der Lust an Revolte und Provokation. Ausgesuchte grammatikalische Wendungen und rhetorische Figuren treffen hart auf sarkastische und blasphemische Schimpftiraden; erlesene Formulierungen stehen neben Ausdrücken der Fäkal- und Sexualsprache. Der Sog dieser Energie, die Sprachgewalt, die rebellische Kraft und der maliziöse Humor charakterisieren auch Gaston Cherpillods späteres Werk.
Ruth Gantert
Übersetzung des Titels: Le Chêne brûlé
Ex Libris/Benziger, Zürich 1978
ISBN: 978-3-90531701-5