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«– Ninetto – chiese l’uomo – e se fossi morto tu, invece del Dante? Hai mai pensato a questo? –»
Der junge Marcellino verlässt, nachdem sein Bruder Dante ertrunken ist, das Elternhaus, um beim Steinmetz Baciccia in die Lehre zu gehen. Unter der Führung des liebenswürdigen Meisters nimmt seine Bildung ihren Anfang, beruflich wie auch menschlich: Marcellino beginnt, den Verlust zu verarbeiten und neue Beziehungen zur Welt der Lebenden sowie der „armen Seelen“ aufzubauen, um danach, ausgesöhnt, zu den Eltern zurückzukehren.
Der 1943 mit dem Premio Lugano ausgezeichnete „Herr Gott der armen Seelen“ ist ein sehr atmosphärischer Roman, der mit vollen Pinselstrichen ein ländliches und armseliges Tessin zeichnet, eine archaische Gesellschaft, vom Bezug zur „Mutter Erde“ gekennzeichnet und mit der mysteriösen Welt des Todes. Bemerkenswert ist die von Filippini verwendete Sprache: eine lebendige Mischung von Literatursprache und Mündlichkeit, die zu Vergleichen mit so illustren Vorgängern wie Vittorini und Céline Anlass gegeben hat. Ebenso wäre ein Vergleich mit dem Gadda der „Cognizione del dolore“ gewinnbringend, sowohl im Hinblick auf die thematische Ähnlichkeit (das Schuldgefühl wegen des Todes des Bruders und seine Busse) als auch wegen der stark expressionistischen Töne in beiden Werken. Eng verbunden sind sie aber vor allem in ihrer tieferen Struktur: Filippini entwirft eine spiralförmige Narration, die sich ausgehend vom autobiographischen Kern entwirrt, um mehrmals geradezu obsessiv darauf zurückzukommen, getragen von der Dringlichkeit, sich anzuvertrauen, dem Schmerz eine Stimme zu verleihen – darin liegt letztlich der aufrichtigste Bestandtei, und die geheime Kraft des „Herr Gott der armen Seelen“.
(Gionas Calderari, übers. von Christoph Roeber)
Übersetzung des Titels: Signore dei poveri morti
Huber, Frauenfeld 1991
ISBN: 3-7193-1053-1