Eine Woche bleibt ihm dafür. Doch immer wieder kommt die Arbeit ins Stocken, etwa durch Erinnerungen an seine Studentenjahre, als er sich gemeinsam mit einem ungarischen Flüchtling für Margret Thatcher, neoliberale Ideen und strategische Wiederaufrüstung einsetzte. So brillant sich Richard Krafts Karriere auch anliess, seine politische wie intellektuelle Mission unterlag immer wieder ganz banalen Beziehungskrisen, denn „in der Defensive ist Kraft nie auf der Höhe seiner Möglichkeiten“. Schliesslich versickern die hochtrabenden Überlegungen zu Freiheit, Kapitalismus und Zukunft im Geschwafel eines „entsetzlichen Notoptimismus“. Der Elan erlahmt, Kraft ergibt sich seiner intellektuellen Kraftlosigkeit und endet kläglich.
Jonas Lüschers Roman oszilliert unruhig zwischen Reflexion und Erzählung, um aus dem Wechselspiel Schwung und Intensität zu gewinnen. In eine syntaktisch komplexe, mäandernde Sprache sind mannigfache Verweise, erlesene Zitate und zuweilen etwas hochfliegende Vergleiche eingebettet. Mit kurzen Zwischenbemerkungen signalisiert der Autor, dass sein Protagonist auch ein Studienobjekt ist, an dem er den Stellenwert des Menschen in der globalisierten, technisierten Welt überprüft. Welche Freiheit ertragen wir? Was erhoffen wir vom Leben und wie viel können wir zu dessen Gelingen beitragen? Jonas Lüscher geht dem erzählerisch brillant und mit lakonischem Witz nach.
(Beat Mazenauer)
C.H. Beck, München 2017
ISBN: 978-3-406-70531-1
Der Schweizer Fabrikbesitzer Preising, Mitte fünfzig und etwas lethargisch, ist auf einer Geschäftsr…