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«Was ich Absencen nenne ... bedeutet weniger an das glauben, was man tut. Weniger daran hängen. Sich dabei überraschen, wie man an etwas anderes denkt. Und zwar immer öfter. An etwas anderes, das heisst an den Tod.»
Der schweizerisch-französische Autor Robert Pinget (1919-1997) zählte zum Kreis der Autoren des ‹nouveau roman›. Samuel Beckett war einer seiner Freunde. Diese Nähe ist seinem Werk abzulesen. In «Monsieur Traum» verbindet er die schlichte, präzise Beschreibung mit einer ironischen philosophischen Meditation über das Altern und Vergehen. Der ältere Herr – ein literarisches Alter ego – lebt mit seiner Haushälterin Sosie einsam in einem Haus mit Garten und Meerblick, hin und wieder erhält er Besuch von der geliebten Nichte. Die alltäglichen Rituale, die kleinen Querelen mit Sosie, die Selbstgespräche und Tagebucheintragungen verraten eine allmähliche Zerstreuung und Verwirrung. «Altern heisst sich an die Abwesenheit gewöhnen», hält er fest und ergibt sich mehr und mehr den Worten und kleinen Gesten, die dem Drama Gestalt geben – wenn es denn ein Drama sei. Monsieur Traum lebt im Paradox, dass er des Erinnerns überdrüssig und müde ist, ohne zugleich davon lassen zu können. So gleicht sein Schreiben einer Übung in Gelassenheit, mal melancholisch, mal mit einem Zug ins Bittere. Einer Sackgasse entkomme man nur, notiert er, wenn man eine andere Sackgasse wählt. In mehreren kleinen Bänden hat Pinget diese «Zerstreuung», wie es im Untertitel heisst, mit Aphorismen und Miniaturen aus dem Tagebuch von Monsieur Traum erweitert.
(Beat Mazenauer)
Übersetzt von: Gerda Scheffel
Originaltitel: Monsieur Songe
Wagenbach Verlag, Berlin 1986
ISBN: 3-8031-0149-2