Die Maultrommel, das Trümpy oder Brummeisen spielt dabei eine Hauptrolle. Der Dichter und Maler Anton Bruhin gilt für viele als innovativster und vielseitigster Interpret dieses traditionellen Volksinstruments. Zu seinen erstaunlichen Klängen trägt er vertrackte "Spiegelgedichte" (Palindrome) vor, die in ihrer monotonen Reihung wie neuzeitliche Beschwörungen klingen: "Reite per Legehenne Hegel repetier".
Die Maultrommel färbt hörbar auf alle Texte ab. Sei es in strenger rhythmischer Form, wie bei Bruhin, oder bei Bodo Hell und dessen Obst-Gedicht mit seiner Refrainzeile: "Obst im Papiersack fault nicht klebt nicht riecht nicht nässt nicht". Oder sei es als inhaltliches Motiv wie bei Michel Mettler und Peter Weber. Mettlers Roman „Die Spange“ bettet die Maultrommel ein in eine musikalische Erzählung, in der er eine fiktive, prähistorische Spangenkultur entwirft. Kulturgeschichte und kindliches Zahnspangen-Trauma verbinden sich darin wunderbar. Auch in Peter Webers Büchern spielt die Maultrommel immer wieder eine Rolle, zum Beispiel im Roman "Die melodielosen Jahre": "Die Maultrommel führt durch die aussersprachlichen Räume, die der Monotonus maximus gebläht hat." Auf dieser CD entwirft Weber fantastische Bilder, in denen sich Bahnschienen in eine Harfe aus Gleisen und der Bahnhof in einen schallenden Klangraum verwandeln. Im gemeinsamem Zusammenspiel erzeugen die vier maultrommelnden Autoren eine sehr eigenwillige Poesie.
(Beat Mazenauer)
Urs Engeler Editor, Basel / Weil am Rhein 2007