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Michel Layaz

Louis Soutter, probablement

«Man hätte meinen können, ein vornehmer Vagabund, ein herumstreunender Dandy, eine Art halb verwahrloster Prinz.»

In Michel Layaz’ Texten, die von einer präzisen Sprache getragen sind, findet sich eine ganze Reihe von Aussenseitern und Ausgestossenen, von wunderlichen Käuzen und Antihelden. Und Louis Soutter, selbst wenn er als Künstler heute weltweite Anerkennung geniesst, gehört sehr wohl auch zu dieser merkwürdigen Familie von Romanfiguren.
Der 1871 in Morges geborene Louis Soutter wird zunächst als Musiker Erfolge feiern, dann ins gesellschaftliche Abseits fallen, bevor er von anderen Künstlern für seine Zeichnungen Anerkennung erhält. Als virtuoser Violinist, der sich sehr bald zur Malerei hingezogen fühlte, heiratete Soutter eine Amerikanerin, die ihm zu einer Stelle als Leiter einer Kunstschule in Colorado Springs verhalf, bevor er wieder in die Schweiz zurückkehrte, wo er schliesslich, wegen seiner psychischen Labilität, seiner Stimmungsschwankungen – und seiner unkontrollierbaren Finanzen in ein Heim eingewiesen wurde. Er verbrachte rund zwanzig Jahre im Altersheim des jurassischen Bellaigues.
In dieser von strengen Regeln und einer strengen Moral bestimmten Welt wird der von der Kunst besessene Soutter sich seinen Freiheitsraum erkämpfen. Sein lange verkanntes bildnerisches Werk schockierte zwar das Heimpersonal, doch mehrere grosse Künstler wurden darauf aufmerksam. Unter ihnen Jean Giono und Le Corbusier, Soutters Cousin, die ihm wertvolle Unterstützung zukommen liessen.
Michel Layaz zeichnet in seinem Roman, der sich in zwei Teile gliedert, das Schicksal dieses Menschen nach, das an jenes seines Zeitgenossen Robert Walser erinnert, aber auch an jenes von August Suter aus Blaise Cendrars «Gold». Zwar lebt sein ganzer Text unbestreitbar auch von einer soliden Beschäftigung mit den Archiven und von einer grossen Kenntnis des zeichnerischen und malerischen Werks – und der Erzähler beruft sich akribisch genau darauf – doch es handelt sich hier durchaus um einen Roman, der seine Kraft aus der feinsinnigen Schilderung des schöpferischen Prozesses und der inneren Qualen dieses aussergewöhnlichen Künstlers gewinnt. (ng)

Schweizer Literaturpreise 2017

Michel Layaz zeichnet in diesem reifen Buch ein komplexes und gefühlvolles Portrait von Louis Soutter. Er erzählt uns das Leben dieses überschäumenden Künstlers mit grosser dokumentarischer Sorgfalt und deckt ein immer wiederkehrendes Motiv in dessen Werk auf: die Widerstandsfähigkeit der Lebenskraft unter dem Joch des Konformismus. Aus dieser Begegnung entstand ein starkes Werk, in dem sich die ausdrucksvolle Wortkunst des Romanautors konstruktiv mit der auf Tatsachen beruhenden Präzision der Untersuchung vermischt und auf diese Weise ein notwendiges und vollkommenes Grab für Louis Soutter errichtet. (Eidgenössische Jury für Literatur)

Übersetzung des Titels: Louis Soutter, wahrscheinlich

Editions Zoé, Genève 2016

ISBN: 978-2-88927-342-3

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