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«Quai chi'ns mangla, amis, / ais curaschi. / Curaschi da tour il pled / intant ch'el ais bugliant» (Was uns abgeht, Freunde, / ist Mut. / Der Mut, das Wort zu ergreifen, / solange es glüht)
Im Schatten der Berge werden die Menschen klein. In ihren Herzen findet die Erhabenheit einen Widerhall und macht sie zugleich gross. Diese ambivalente Erfahrung spiegelt sich in der Lyrik des Engadiner Dichters Andri Peer (1921-1985). «Der See / ist Spiegel / auch dem, / der nicht hineinschaut», heisst es in einem seiner Gedichte. Der Mensch kann sich nicht entziehen, deshalb gibt sich das lyrische Ich ganz den ihn umgebenden Eindrücken hin. Es empfängt die Natur, nimmt sie in sich auf, und es antwortet darauf mit seinen persönlichen, intimen Empfindungen. Es ist ein Geben und Nehmen, der Dichter schwingt sich bei aller Demut zum Gesprächspartner auf. In den Wolken erkennt er eine «flüchtige Zeichnung der Liebe», die sein Herz öffnet. Hügel, Flüsse, Wege sind «nur Lettern einer Schrift, / die ich lese / mit zitternder Hand». Das Schauen, Empfinden und Schreiben werden auf derselben Wellenlänge eins.
Andri Peer gilt als Neuerer in der rätoromanischen Literatur. Er war, wie Iso Camartin im Nachwort der von ihm edierten Ausgabe schreibt, «mit den poetologischen Verfahrensweisen» der modernen Lyrik vertraut. Er variiert die verschiedensten Formen, er hält sich ans klassische Versmass und rhythmisiert in freien Versen. Subtil reimt und alliteriert er - wobei die zart hingetuschten kurzen Gedichte den stärksten Eindruck hinterlassen: «Eir sch'eu'm perd, / suna offert / adüna / ad üna» (Auch wenn ich / mich verlier, / nur einer / bin ich zugedacht, nur dir).
(Beat Mazenauer)
Übersetzung des Titels: Hg. von Iso Camartin
Desertina Verlag, Disentis 1988
ISBN: 3-85637-126-5