Aber trotzdem begibt sich Michel zu Gloria, die zusammen mit ihrer dreijährigen Tochter lebt. Gloria ist immer noch die kindische Frau, starrsinnig, geistig etwas träge, die Michel vor Jahren gekannt hatte. Aber inzwischen ist sie auch reifer geworden. Will sie sich bei ihm für die Unterstützung danken, die sie damals von ihm erhalten hat?
Ihr Verhalten gegenüber ihrer Tochter Naïs beginnt Michel schon bald zu beunruhigen. Er hat Gloria seinerzeit dazu geraten, das Kind zu behalten; ihre Adoptiveltern hätten eine Abtreibung vorgezogen. Und nun fallen die beiden innert wenigen Monaten in die alten Muster zurück, die ihre komplizierte Beziehung geprägt hatten: Wer hilft wem? Wer ist wirklich auf den andern angewiesen? Wer hat die bessere Rolle?
Wie immer in den Werken von Pascale Kramer, stehen auch hier die Kinder im Zentrum. Sie sind es, die vieles erst sichtbar machen. Die Sprünge, die kleinen Risse im Leben. In «Gloria» erzählt Pascale Kramer von den Ambivalenzen, welche die menschlichen Beziehungen prägen.
(Martin Zingg)
Zur Übersetzung empfohlen von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung: www.12swissbooks.ch
Flammarion, Paris 2013
ISBN: 978-2-08-129510-0
Der zweite Roman von Pascal Kramer (*1961) setzt mit einer brutalen Szene ein: Während eines unbedac…