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«Während sich die Freundin eine Dauerwelle applizieren liess, stieg der Illustrator die Stufen zur Destille hinab. Als Zuschauer in einer fremden Biographie.»
In einem Biedermeiersekretär der Grossmutter entdeckte Hannes Binder alte Aufzeichnungen. Sie liessen ihn eintauchen ins 19. Jahrhundert und regten ihn an, eine Doppelchronik über seinen Urgrossvater Theo und über sich selbst zu verfassen. So wie Theo einst vor der Wahl stand: Maler oder Kaufmann zu werden, sieht sich der Urenkel als Zeichner durch die neuen technischen Möglichkeiten herausgefordert.
Daraus ist eine Graphic Novel entstanden, die sich durch zeichnerische Brillanz und erzählerischen Eigensinn auszeichnet. Visuell bestechen die stupenden grafischen Blätter mit ihrer Schabkartontechnik. Binder setzt, mal mit grösster Detailschärfe, mal mit opulenten Tableaus, eine Handlung ins Bild, die sowohl in der Welt wie im Kopf spielt. Er zitiert aus der Kunstgeschichte, zeichnet präzise Charaktere und spielt virtuos mit extremen Perspektiven. Der Text begleitet die Bilder diskret, ohne sie zu verdoppeln. Während der Zeichner mit Freunden über Kunst diskutiert, seinen Weg als Illustrator macht und die Liebe findet, wird der Urgrossvater sogar in einen Mordfall verwickelt, der sich zuletzt als industriegeschichtlicher Konflikt entpuppt. Beide Erzählstränge verschlingen sich ineinander zu einem Bilderreigen in schwarz-weiss, der Text und Zeichnung zur bestechenden Einheit bringt.
(Beat Mazenauer)
Limmatverlag, Zürich 2014
ISBN: 978-3-85791-737-0