Indem Lika Nüssli die Alpträume mal fantastisch, mal metaphorisch ins Bild rückt, lässt sich ahnungsweise erahnen, was in den Köpfen der Dementen vorgehen könnte. Mehr ist nicht möglich. Immer wieder bricht ihr Strich aus und verwandelt die Seiten in wuchernde Fantasiegebilde, in denen die Patienten sich bedrängt oder geborgen fühlen. Die anfänglich kleinteilige Seitenstruktur löst sich dabei gänzlich in der Doppelseite auf. Bis am Schluss nur noch sprechende Topfpflanzen übrig bleiben. Die Unverblümtheit, mit der sich Lika Nüssli den Dementen nähert, verwandelt sich zusehends in ein vegetatives Wuchern, worin das Vergessen aufgehoben ist. Auf diese Weise bewahrt Lika Nüssli den Menschen ihre Würde.
(Beat Mazenauer)
Vexer, St.Gallen / Berlin 2018
ISBN: 978-3-909090-91-4