Ein feiner Stilist war Lehner nicht, wollte er nicht sein. Dafür war sein Schreibimpetus allzu sehr von politischer Leidenschaft getragen. Insofern ist der vorliegende Band typisch für ihn, wie die titelgebenden Zeilen verraten: "was in verträgen klein gedruckt ist das nebensätzliche". So beginnen alle Texte in diesem Band nebensätzlich mit auf, um, ob, wenn weshalb etc., nur selten folgt ihnen doch noch ein Hauptsatz, wenn der Autor ins Erzählen gerät. Viel eher geht es ihm darum, "dass bewegung in die sprache kommt" und sie ihre verräterischen Grundgesätze preisgibt. Das geschieht mal sehr feinsinnig und diskret, mal mit brachialem Wortwitz. Lehner schaut genau hin, "weshalb vorwiegend rechte den rechtsstaat beschwören / und es linkisch klingt wenn linke es tun". Nebensätzlich ist auch die Position der Texte, die sich zwei- dreizeilig sehr oft an den oberen oder unteren Seitenrand heften: Randglossen halt eines Autors, dessen politische Leidenschaft hin und wieder auch die poetische Pointe verpatzt.
Peter Lehners Texte sind ganz ihrer Epoche verhaftet. Kurt Furgler, der kalte Krieg, die Neutronenbombe oder die geheimdienstliche Sorge um Andersdenkende sind Leitthemen für diesen "dissidenten schreiber", der sich darauf verlassen konnte, "dass kultur insofern eine gegenwelt ist, als hier der kunstnehmer den kunstgeber ausbeutet". Den Zeitgenossen war Peter Lehner wohl bekannt. Er gründete die Autorenvereinigung Gruppe Olten mit und war ein paar Jahre deren Präsident. Doch er hat die Chance, "überhört zu werden" auf unverhoffte Weise redlich genutzt. Der schräge Wortverdreher und sprachliche Aktivist ist nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit geraten.
(Beat Mazenauer)
Lenos Verlag, Basel 1982